OUT NOW flugschrift Nr. 32 Alexandra Turek

“Wen gibt es unter uns, der nicht, in seinen ehrgeizigen Stunden, von dem Wunder einer poetischen Prosa geträumt hat, die musikalisch wäre ohne Rhythmus und ohne Reim, biegsam und eigenwillig genug, um sich den lyrischen Regungen der Seele, den Wellenbewegungen der Träumerei, den Erschütterungen des Bewusstseins anzupassen? Es ist hauptsächlich das Leben in den Riesenstädten, das Durcheinander ihrer zahllosen Beziehungen, das dieses quälende Ideal entstehen lässt.“

(Charles Baudelaire, poèmes en prose)

Es seien in Sprache transformierte Fragmente des Augenblicks, Beobachtungen an den Rändern der Nacht, Leerstellen und Brüche, die kleinen Dinge des Alltags durchsetzt von Fotos, die die Wiener Dichterin Alexandra Turek bei ihren Reisen und Spaziergängen angefertigt hat und die auf der neuen flugschrift nachzulesen sind. Auch gäbe es in ihrem Textkorpus “Von gestern und morgen” vielleicht einen biographischen Grundton, der die Prosagedichte durchziehe wie ein unterirdischer Fluss, fügt sie hinzu und weiter: „Die schöpferische Rolle der Sprache, Erinnerungen, Gelebtes und Ungelebtes, wird in unterschiedlichen Tonlagen erforscht.“ Die Texte von Alexandra Turek leben irgendwo zwischen der von Baudelaire anvisierten poetischen Prosa und der Sprach-Haltung (Handhabung) von Haiku-Dichtern.

 

Alexandra Turek, 1971 in Wien geboren, lebt dort. Studierte Publizistik und Kommunikations- wissenschaft, Politik, Theaterwissenschaft an der Universität Wien. Promotion 2014 mit einer Arbeit über den französischen Dramatiker Bernard-Marie Koltès. Langjährige Tätigkeit als Dramaturgin und Assistentin am Theater, daneben Theaterstücke. Leitung eines Lyrik- workshops am Mozarteum Salzburg (2009). Lehrauftrag am Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft (2015/16). Autorin und Übersetzerin. Hauptpreis der exil-Literaturpreise 2015. Teilnahme an Transfer-Théâtral, festival d’été la mousson d’été (2016).Veröffentlichungen von Lyrik und Kurzprosa in Literaturzeitschriften und Anthologien.